NS-Zeiten Familie Teichler

Auch diese Zeit ist nicht spurlos an den Teichlers vorübergegangen.

In Cottbus, in der Spremberger Straße 37, kann man seit 2012 diese "Stolpersteine" finden.

So auch bei den drei Schwestern Berta und Marta Teichler sowie Lina Barterer. Sie lebten einst in der Spremberger Straße 37, wo sich heute das Gasthaus "Kartoffelkiste" befindet. Die Schwestern hatten einen polnischen Pass und wurden genau aus diesem Grund im Oktober 1938 in die einstige Grenzstadt Bentschen, dem heutigen Zbaszyn abgeschoben. Berta Teichler starb aufgrund der schlechten Lebensbedingungen im Ghetto Lodz im Alter von 36 Jahren. Für ihre Schwester Marta verliert sich dort im Juli 1941 die Spur. Lina Barterer war nach Grodno - dem heutigen Hrodna in Weißrussland - geflüchtet. Nach der Besetzung durch die Deutschen gibt es kein Lebenszeichen mehr von ihr. Sie ist wahrscheinlich im Ghetto Grodno getötet worden.

Nach der Abschiebung der Geschwister Teichler hatte Gertrud Levy versucht ihnen Kleidung nachzusenden. "Das wurde ihr zum Verhängnis", so Wiehe. "Sie wurde daraufhin wegen Devisenvergehens verhaftet und kam ins Cottbuser Frauengefängnis." Dort wählte sie am 25. März 1939 den Freitod. Ihr Stolperstein wird an der Ecke Mühlen-/Neustädter Straße verlegt. Ihr Bruder Max Levy wohnte nur unweit in der Sandower Straße 2. Er wurde im April 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert, wo er vermutlich ums Leben kam.

Bild: Teichler Cottbus Stolperstein
Stolpersteine für die Teichler-Schwestern in der Sprem. © Foto: mih1

Hunger und Elend brachten den Teichler-Schwestern den Tod

In der Spremberger Straße 37 in Cottbus, wo die "Kartoffelkiste" zur Einkehr lädt, stoppen seit Herbst 2012 glänzende Messingsteine den Schritt des Passanten. Stolpersteine.

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Sie erinnern an die Schwestern Berta, Marta und Lina Teichler. Die jüdischen Frauen waren in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts in Polen geboren worden, lebten aber seit ihrer Kindheit in Cottbus. Ihr friedliches Dasein wurde nach 1933 grausam gestört. Schon 1935 widerriefen die faschistischen Behörden ihre deutsche Staatsbürgerschaft. Im Oktober 1938 schoben sie die Schwestern ins polnische Zbaszyn (Bentschen) ab. So begann ein Leidensweg, an dessen Ende der Tod stand.

Ab Januar 1939 vertritt in Cottbus der Rechtsanwalt Hermann Hammerschmidt die Interessen der Schwestern, verwaltet deren Vermögen. In seinem Nachlass kann man die Geschichte der Schwestern verfolgen. Lina trennt sich im März 1939 von den anderen. Marta und Berta fehlt es an allem. Sie bitten um Sendungen mit ihren Kleidern und Wäsche. Die beiden sind zuversichtlich, hoffen auf Visum und Permit (Einreisegenehmigung) für England. Alles scheint sich zum Guten zu wenden - bis der deutsche Überfall auf Polen alles ändert. Nun geht nichts mehr. Am 4. Dezember 1939 schreibt Berta Teichler aus Lodz (Litzmannstadt): "Wir haben das Wenige an Kleidern und Wäsche … durch Bombenzerstörung eingebüßt und stehen jetzt in größter Not ausgehungert und verfroren da." Hammerschmidt versucht zu helfen. Am 8. März 1940 darf er 100 Reichsmark überweisen. Aber die Nachricht kommt zurück mit dem Vermerk: "Wohnt im Getto." Weitere Bemühungen sind notwendig, bis Berta Teichler am 11. April 1940 den Erhalt der ersten 100 Reichsmark bestätigen kann. Aber ihre Kraft ist zu Ende. Am 9. September 1940 stirbt sie in Litzmannstadt im Alter von 36 Jahren. Marta ist nun "allein und ohne einen Pfennig Geld", schreibt sie an Hammerschmidt. Der Anwalt kann nicht helfen. Marta Teichlers weiteres Schicksal ist unbekannt. Vermutlich wurde sie in ein Vernichtungslager deportiert und ist dort umgekommen. Schwester Lina hatte inzwischen geheiratet und war ins weißrussische Grodno gezogen. Auch sie hat den Naziterror nicht überlebt.


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